Ausgabe 24 – Bereit wie nie

Hallo!  

Geht es dir auch so? Am Sonntag war es schon sechs Wochen her und doch kommen immer wieder Bilder hoch in meinen Kopf. Bilder von Fußballplätzen, von Tribünen, von Stadien und von Fanmeilen. Deutschland ist Weltmeister!
Was ist über diese WM nicht alles geschrieben worden. Davor, währenddessen und danach hat jeder irgendwas dazu gesagt. Ich will da auch keine Ausnahme machen. Ich will davon schreiben, was ich besonders großartig fand an dieser Mannschaft und was wir davon mitnehmen und lernen können. Mir gehen dabei vor allem drei Sachen durch den Kopf. Fangen wir mal mit dem Ende an. Da sehen wir Manuel Neuer nach dem Finale im Siegestaumel. Er hätte bei diesem Turnier wirklich genug Grund gehabt sich in den Mittelpunkt zu stellen, aber schon im zweiten Satz spricht er von denen, die dazugehören, aber jetzt nicht „Weltmeister“ auf ihrer Visitenkarten stehen haben. Er erinnert an Sven Bender, Lars Bender, Marco Reus und die anderen Menschen, die einen Anteil an diesem Erfolg hatten.

Ja natürlich. Die sind auch Weltmeister. Ganz Deutschland ist Weltmeister!           (Manuel Neuer)

Manuel Neuer WM 2014

Diese Mannschaft versteht sich als eine große Einheit, in der keiner alleine Erfolg hat. Sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können und dass jeder seinen öffentlichen oder nichtöffentlichen Beitrag leistet. Auch die Spieler, die nicht dabei sein können oder nur auf der Bank sitzen stützen das Team. Wir können daraus lernen, wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig stützen und jeden Menschen spüren lassen, dass sein Beitrag wichtig und wertvoll ist. Nur so entsteht Freunde seine Talente für Andere und eine größere Sache einzusetzen. Eine noch schönere Geste zeigt Mario Götze, der fast währende der gesamten Feierlichkeiten im Stadion ein Trikot von Marco Reus hochhält.
Was war das überhaupt für ein Turnier von und für Mario Götze? Wir haben bestimmt nicht den besten Götze aller Zeiten gesehen, aber in dem Moment als seine besonderen Fähigkeiten gefordert waren, war er zur Stelle. Hatte Joachim Löw nicht schon vor dem Turnier von „Spezialkräften“ gesprochen? Da sehen wir wieder die individuellen Talente im Dienst der Mannschaft. Wir lernen also: Ein erstes Geheimnis ist, dass eine Gemeinschaft aus unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Talenten besteht. Und all diese Talenten müssen als Gemeinschaft funktionieren.

Aber was braucht es für so eine Gemeinschaft? Wir springen zu einem zweiten Bild:

Wir sehen Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger mit dem Pokal. In einem Interview, das schon jetzt legendär ist, spürt man die pure Freude. Die beiden reden von sehr lustigen (Nehmt Kölle auseinander!!!) aber eben auch von ernsten (Uli Hoeneß) Dingen. Und Lukas Podolski sagt folgenden Satz:

Vor zehn (!) Jahren sind wir mit dem Auto zur Nationalmannschaft gefahren von der U21, jetzt stehen wir hier und haben das Ding. Einfach weltklasse. (Lukas Podolski)

Zum einen zeigt das den jüngeren unter euch, die vielleicht noch nicht so viele große Turniere (und Enttäuschungen) gesehen haben, wie selten und besonders ein solcher Erfolg wirklich ist, aber viel wichtiger ist diese Beobachtung: Diese Gemeinschaft ist gewachsen. Sie ist gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen. Es gibt gemeinsame Erfahrungen und Geschichten. Keine enge Gemeinschaft und auch kein Erfolg entsteht aus dem Stehgreif. Wir sehen immer das Ergebnis eines langen Weges. Auch Joachim Löw bringt es später am Abend nochmal auf den Punkt:

Ja, wir sind jetzt glaube ich 55 Tage zusammen, aber ich glaube, die Arbeit hat begonnen vor 10 Jahren mit Jürgen Klinsmann damals. Und wir haben das fortgesetzt. Wir haben alles dafür getan, diesen Tag zu erleben. (Joachim Löw) 

Neben der Geschichte beschreibt hier auch den dritten Punkt, auf den ich eingehen will. Denn viele Talente und eine gute Gemeinschaft alleine reichen noch nicht. Vor der WM hat die Nationalmannschaft mit dem Werbepartner Mercedes-Benz eine neue Werbekampagne gemacht. Das Motto war: „Bereit wie nie“. Und das ZDF hat für diese WM einen Song von One Republic als offizielle Melodie gewählt. Häufig sind diese EventSongs unpassend, peinlich oder platt und Werbebotschaften wirken häufig aufgesetzt. Aber diesmal war es anders. Zum Verständnis hier mal der Text von One Republic:
 
One Republic – Love runs out
I’ll be your light, your match, your burning sun, I’ll be the bright, and black, that’s making you run.
And I feel alright, and we’ll feel alright,
‚Cause we’ll work it out, yeah we’ll work it out.
I’ll be doin‘ this, if you ever doubt,
‚Til the love runs out, ‚til the love runs out.
 
I’ll be your ghost, your game, your stadium.
I’ll be your fifty thousand clapping like one
And I feel alright, and I feel alright,
‚Cause I worked it out, yeah I worked it out.
I’ll be doin‘ this, if you ever doubt,
‚Til the love runs out, ‚til the love runs out.
I got my mind made up and I can’t let go.
I’m killing every second ‚til it sees my soul.
I’ll be running, I’ll be running,
‚Til the love runs out, ‚til the love runs out. And we’ll start a fire, and we’ll shut it down, ‚Til the love runs out, ‚til the love runs out.
 
There’s a maniac out in front of me.
Got an angel on my shoulder, and Mistoffelees.
My momma raised me good, momma raised me right. Momma said „do what you want, say prayers at night“, And I’m saying them, cause I’m so devout.
‚Til the love runs out, ‚til the love runs out, yeah.
 
I got my mind made up …
Um alle seine Talenten in der Gemeinschaft abzurufen und etwas wirklich Großes zu tun, muss man von etwas begeistert und überzeugt sein. Man muss bereit sein, sich einzusetzen und da zu sein, wenn es darauf ankommt. Diese Mannschaft hat genau diese Überzeugung immer ausgestrahlt und war sich des gemeinsamen Ziels sehr bewusst. Das war so als ihnen vor dem Turnier nichts zugetraut wurde und das Team zuversichtlich blieb. Das war nach Triumphen wie gegen Portugal oder beim einzigartigen 7:1 gegen Brasilien so, als die Mannschaft sehr demütig und mit klarem Fokus auf die noch zu gehenden Schritte auftrat. Und das war auch so, als deutliche Kritik aufkam und klare Kante gefragt war. (Stichwort Eistonne) Und mit dieser Überzeugung ist die Mannschaft diesmal den Weg zu Ende gegangen, der vorher sooft frühzeitig aufhörte. All das findet man eben auch in dem Slogan und in dem Song wieder. Der Song beschreibt, wie man in jeder Sekunde absolut Alles für etwas einsetzt, bis die Liebe dafür aufhört.
Wir sehen also, dass es für große Erfolge, erstens verschiedene Talente, zweitens eine gewachsene Gemeinschaft und drittens Begeisterung und Leidenschaft für ein gemeinsames Ziel geben muss. Jetzt aber genug zur Nationalmannschaft, denn ihr werden längst gemerkt haben, dass das nicht nur im Fußball sondern in jedem Team und so auch in unserem CVJM so ist. Auch wir brauchen diese Dinge und auch wir haben sie in diesem Jahr im Festzelt vor der Stiftskirche gezeigt.
Ich will zum Schluss nochmal besonders auf den Punkt der Begeisterung und Leidenschaft eingehen, weil die auch mit jedem und jeder von uns zu tun hat. Wir schauen uns dafür einmal die Bridge des Songs an

We all run for something. Run for GOD, for fate,
For love, for hate,
For gold, and rust, For diamonds, and dust.
Wir rennen alle für irgendwas.
Rennen für GOTT, für das Schicksal,
Für Liebe, für Hass, Für Gold und Rost, Für Diamanten und Staub.

Wofür rennst du? Wofür brennt dein Herz? Wofür setzt du deine Talente und deine Kraft ein? Hast du dich das schon mal gefragt? Ich glaube jeder erlebt mal das eine oder das andere. Aber wichtig ist, dass man den Grundantrieb seines Lebens kennt. Was bestimmt also deine Gedanken und dein Handeln? Woran hast du dauerhaft Freude? Wofür rennst du?
Paulus schreibt über sich selbst:

Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. (Philipper 3,12)

Das wünsche ich dir und uns auch. Dass wir erkennen, wofür es sich lohnt zu rennen, sodass wir voller Überzeugung, Leidenschaft und Freude unsere Talente in der Gemeinschaft entdecken und ausleben können. Wenn wir also jetzt nach dem Urlaub zurück in unsere Schulen, unsere Büros, unsere Fabrikhallen, unsere Kindergärten, unsere Krankenhäuser, unseren CVJM, oder wo immer wir etwas bewegen können gehen, dann lasst uns bereit sein wie nie.
Hendrik Pankoke
Quernheim, 27.08.2014